Fachtagung Immobilien am 2. September 2021 im Verrucano in Mels
"Mehr Gebäude mit Schweizer Holz"
"Abgabe im Baurecht - Fluch oder Segen"

Text Michael Kohler, Sarganserländer

Die Vereinigung staatlicher und kommunaler Leiter Immobilien und die Ostschweizer Lignum Regionalsektionen haben im Kultur- und Kongresshaus Verrucano eine Fachtagung abgehalten. Während am Vormittag der Wald und die Holzbaubranche im Fokus standen, vertieften die Referenten nachmittags das Schweizer Baurecht.

Vorträge des Vormittages:

„Mehr Holz aus dem Schweizer Wald – Situation, Chancen,
Herausforderungen“, Thomas Ammann, Präsident Wald SG & FL

Bauen mit Holz im heutigen Markt“
Stefan Müller, Vorstand Holzbau Schweiz

„Wohin geht der Holzbau? Superbaustoff, neue Prozesse – neue Chancen“
Richard Jussel, Blumer-Lehmann AG, Gossau

„Neues Beschaffungsrecht - Chancen für das Holz“
Marc Steiner, Bundesverwaltungsgericht St.Gallen

„Nachhaltige Beschaffung von Holz“
Christian Aebischer und Alfred W. Kammerhofer, BAFU Abteilung Wald

Fachtagung 2021 09 02 18

Vorträge des Nachmittages

"Wo steht das Baurecht in der Schweiz"
Bruno Riedo, CEO immo-riedo

"Baurechtsverträge aus der Sicht der Investoren"
Patrick de Caes, Fachexperte Baurecht, Wüest und Partner AG

"Wohnbaugenossenschaften und Baurecht"
Peter Schmid, Vizepräsident Wohnbaugenossenschaften Schweiz

"Wohnbaugenossenschaften als 3.Weg zwischen Miet- und Eigentumswohnungen"
Rolf Geiger, Präsident Wohnbaugenossenschaft "Wir sind Stadtgarten"

 Fachtagung 2021 09 02 17

 

 

Es kam nicht von ungefähr, dass die Vereinigung staatlicher und kommunaler Leiter Immobilien (VSLI) als Organisatorin der Fachtagung das «Verrucano» in Mels zum Austragungsort kürte. Spätestens nach der Wahl der Tagungsthemen – im Brennpunkt standen die Schweizer Waldwirtschaft und Holzbaubranche sowie das Baurecht – hat sich das neue Kultur- und Kongresshaus anerboten. Kein Wunder, besteht das «Wahrzeichen von Innovation und Nachhaltigkeit», wie es Moderator Sepp Fust nannte, doch zu 88 Prozent aus Schweizer Holz. Fust, seines Zeichens Geschäftsführer der Lignum Holzkette St. Gallen, fand denn auch nur lobende Worte für den Bau im Herzen von Mels. Und meinte: «Der heutige Tagungsort ist geprägt von regionaler Nachhaltigkeit.»

Sechs Blickwinkel
Staats-, Stadt- und Gemeindeangestellte aus der ganzen Schweiz sind der Einladung der VSLI nach Mels gefolgt. Sie lauschten vormittags gleich sechs Akteuren, die im voll besetzten «Löwensaal» über die Holzwirtschaft referierten. Einen klaren Mehrwert schafften die Organisatoren durch den Umstand, dass alle Redner die Thematik aus verschiedenen Standpunkten und Blickwinkeln sehen. So stellte Thomas Ammann, alt Nationalrat, alt Kantonsrat und Präsident von Wald St. Gallen und Liechtenstein seinen Verband vor, ging auf die Wirtschaftlichkeit von einheimischem Holz und das Fehlverhältnis zwischen ihm und importierten Materialien ein.

Auf Ammann folgte Stefan Müller, der nicht nur als Mitglied der Zentralleitung den Branchenverband Holzbau Schweiz vorstellte, sondern auch aus der Sicht lokaler Holzbaubetriebe referierte, wie er selbst einen im Toggenburg führt. Die Branche sei im Wandel, fasste er den Spagat zwischen traditionellen Kleinbetrieben und der steten Digitalisierung und Robotik zusammen. Er kommentierte: «Die Industrialisierung ist in vollem Gang, die Holzverarbeiter investieren.» Holzbau Schweiz setze darum stark auf eine hochwertige Aus- und Weiterbildung.

Höhere Investitionen seien ein positiver Nebeneffekt der Coronapandemie. Müller zählte weitere auf: «Das Arbeitsvolumen ist in unserer Branche riesig angewachsen, weil auch Private investieren. Ausserdem konnten vielfach gute Betriebsergebnisse erzielt werden, die Arbeitskräfte sind konzentrierter, seltener abgelenkt und bauen weniger Unfälle.» Bekanntlich führe die Pandemie zwar auch zu Materialengpässen und steigenden Holzpreisen. Aber auch hier sehe Müller Chancen für den Schweizer Verarbeitungsmarkt. «Es macht nichts, wenn die Preise um 15 bis 20 Prozent steigen», teilte er seine persönliche Meinung.

Wie innovativ mit Holz gebaut werden kann, zeigte Richard Jussel von der Blumen-Lehmann AG anhand einiger Beispiele. Projekte wie das Otarium im Kinderzoo Knie in Rapperswil, das Gemeindehaus in Urnäsch, die Sporthalle Wattwil oder das landwirtschaftliche Zentrum in Salez bezeugen, dass nicht nur Kreativität gefragt sei, sondern immer mehr auch Energieeffizienz sowie Klima- und CO₂-Neutralität.

Neues Gesetz schafft Anreize
Dass nun auch der Bund und die Politik gesetzlich auf Nachhaltigkeit und Holz bestehen, machte Marc Steiner in einer begeisterten Ansprache klar. Der Richter am Bundesverwaltungsgericht erklärte, inwiefern das neue Beschaffungsrecht, in Kraft seit dem 1. Januar 2021, Chancen für die Holzbranche biete. «Geiz ist nicht mehr geil. Der Qualitätswettbewerb verdrängt den Preiswettbewerb, Nachhaltigkeit wird zum Gesetzesziel.» Das sei keine Lappalie, sondern ein Paradigmenwechsel und eine Blaupause für zukunftsfähigen Kapitalismus.

Den Schluss machten Christian Aebischer und Alfred W. Kammerhofer vom Bundesamt für Umwelt mit klaren Voten: «Sie sind die Schlüsselpersonen im nachhaltigen Bauen» und «Sie müssen die Weichen stellen» lautete ihr gemeinsames Credo.

Das Baurecht im Fokus
Nach kurzer Plenumsdiskussion und einer Mittagspause stand der zweite Teil der Tagung unter dem Motto «Abgabe im Baurecht – Fluch oder Segen» an. Bruno Riedo, CEO der Immo-riedo, führte durch das Nachmittagsprogramm. Patrick de Caes, Fachexperte der Wüest Partner AG, rollte das Thema der Baurechtsverträge aus Sicht der Investoren auf. Auf ihn folgte Peter Schmid, Vize-Präsident der Wohnbaugenossenschaften Schweiz, mit einem weiteren Kurzreferat. Wie solche WBGs alternativ zu Miet- und Eigentumswohnungen eingesetzt werden können, konnte Rolf Geiger erzählen. Als Präsident der WBG «Wir sind Stadtgarten» kann er sich auf schweizweite Erfahrungswerte stützen.

Zum Abschluss des lehrreichen Tages hat sich erneut die Möglichkeit geboten, Fragen in einer Podiumsdiskussion zu besprechen und klären.

Fachtagung 2021 09 02 21

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