«Feuer und Flamme für die Verwendung von Schweizer Holz»
Pirmin und Anita Fischbacher haben eingeladen und hundert Gäste sind gekommen. Anlässlich der Aufricht-Feier von vergangenem Freitag wurde der Bauherrschaft das Label «Schweizer Holz» für ihr neues Wohn- und Betriebsgebäude in Gähwil überreicht.
Marcus Freund
Schon beim Aussteigen aus dem Bus steigt einem der unverkennbare Duft von frisch gesägtem Holz in die Nase. Das Sägewerk Innoholz AG ist eine mittelgrosse Sägerei im Toggenburg, welche heimisches Rundholz zu Bauholz verarbeitet. Bereits als Mitarbeiter hat der gelernte Forstwart Pirmin Fischbacher den Sägerei Betrieb in und auswendig kennen gelernt und hat 2008 bei der Übernahme des Sägewerkes mit seiner Frau Anita gewusst, auf was er sich einlässt. Wer heute mit Holz wirtschaften will, muss Abläufe optimieren und stets auf dem neusten technischen Stand der Technik sein. Nachdem erst die wertschöpfende Produktion den heutigen Erfordernissen angepasst wurde, waren Wohnhaus und Betriebsgebäude an der Reihe.
Die ursprüngliche Idee, das geschichtsträchtige Wohn- und ehemalige Wirtshaus Mühli mit Betriebsgebäude umbauen zu wollen, musste trotz dem Charme des Alten und Heimeligen, bei Raumhöhen von teilweise unter 1.80 Metern und bis zu 35 cm schiefen Böden, aufgegeben werden. Mit Sepp Egli, einem alt eingesessenen Architekten und Kenner der Situation, wurde über Monate an einem Konzept gefeilt, welches den Bedarf an Betriebsräumen für Administration, Personal, Fahrzeugen und Werkstatt sowie einem Wohnhaus in optimierter Weise kombinierte und so etappiert werden konnte, dass die Familie bis zur Fertigstellung des neuen Wohnhauses im „Alten“ bleiben konnte.
Nebst dieser bereits herausfordernden Aufgabe, musste der quer durchs Gelände fliessende und eingedolte Mülibach und die bereits bestehende Verteilzentrale zum Heizwerk, welches den grossen Anfall von Holzabfällen verwertet und dabei mittels Verbund über 50 Haushaltungen mit naturschonender Fernwärme versorgt, berücksichtigt werden. Verständlich daher die Aussage des Architekten: „Dieses Projekt kann nur hier stehen, nichts an diesem Bauwerk ist beliebig.“ „Das Projekt ist bei Ämtern und Behörden sowie Nachbarschaft auf viel Wohlwollen gestossen und wurde somit bereits drei Monate nach Gesuchstellung bewilligt“, so der zufriedene Säger und Bauherr. Für Pirmin Fischbacher war von Anfang an klar, dass für sein Bauvorhaben nur eine rundum Lösung in Holz in Frage kommt.
Für Realisierung und Ausführungsplanung war die renommierte Firma Nägeli Holzbau aus Gais, mit ihrem innovativen System Appenzeller Holz von Anfang gesetzt. Dieses Unternehmen setzt seit Jahrzehnten auf die ausschliessliche Verwendung von regionalen Hölzern und verbindet mit ihren innovativen Massivholzelementen Tradition mit zeitgemässer Holzbautechnik. Käfer- und sogenanntes minderwertiges Holz wird in Wänden von bis zu 40 cm Stärke lagenweise verdübelt, wobei beim Einschnitt der Stämme bereits die auswählten Bretter für die inneren und äusseren Oberflächen aussortiert werden. Der Stamm wird somit vollwertig genutzt. Die dabei grossen Mengen an verbautem Holz binden langfristig CO2 und unterstützen damit die Reduktion von Treibhausgasen.
Tüftler wie Hannes Nägeli wissen schon lange, dass im Holz mehr steckt, als man ihm ansieht. Das Wissen um die Eigenschaften des Baumes als Kulturgut ist in den Regionen über Jahrtausende weitergetragen worden und hat mit Sachverstand und regionaltypischen Anwendungen zur Bautradition in den verschiedenen Regionen geführt. Ohne das Beobachten und Verstehen des Zusammenspiels seiner Herkunft, seiner Umgebung und seiner Verarbeitung, was seine Eigenschaften und Geschichten sind, kommt man nicht zur Essenz. Mit der rein industriellen Nutzung von Holz als Baustoff, wird man seinen Eigenschaften bei Weitem nicht gerecht. So ist es Menschen wie Anita und Pirmin Fischbacher zu verdanken, denn sie vermitteln daneben auch solche unausgesprochenen Werte wie regionale Verbundenheit, Heimatgefühl und Wohlbefinden, mit Herz und Sachverstand zwischen Förstern, Sägern, Zimmerer, Schreinern und Nutzern und binden sie so in den Gestehungsprozess ein.
Pirmin Fischbacher lebt Holz. Seine Passion hat ihn über den Beruf zur Berufung gebracht und das ist spürbar. Bereits vor 3 Jahren wurde ihm der „Holzchopf“, ein Anerkennungspreis von der Lignum Holzkette St. Gallen, für sein umtriebiges Wirken für Holz und Wald verliehen. Bei ihm und seiner Arbeit wird spürbar, dass hier die Wertschöpfung aus den heimischen Wäldern mit Wertschätzung verbunden ist. Sorge tragen, heisst für ihn echte Nachhaltigkeit leben. Geschäftliche Kontakte werden zu gepflegten respektvollen Beziehungen, was sich beim gegenständlichen Bauwerk in der Menge von beteiligten Unternehmern abzeichnete. Ob Kunden oder Zulieferer der Innoholz AG, alle wurden in irgendeiner Form am Bau berücksichtigt.
Dies hat auch der zuständige Projektleiter Michi Weishaupt zu spüren bekommen. Galt es doch oftmals mehrere Unternehmer für dieselben Gewerke und unterschiedlichen Bauteile zu koordinieren. Die Arbeiter wussten, dass ihr sauberes Arbeiten für die nachfolgenden Arbeiten massgebend war, um am Ende ein stimmiges Bauwerk zu übergeben. So lässt sich dieses Zusammenwirken der verschiedenen Handwerker und Planer auf der Baustelle mit den Mykorrhizen vergleichen, den „Pilzwurzeln“ im Boden, welche mit ihrem Geflecht die Wurzeln der Bäume verbinden. Neben dem Austausch von Wasser und Zucker, können Bäume gemäss neusten Forschungsergebnissen sogar kommunizieren.
Dem Akt der Labelverleihung wurde mit den Ausführungen von Marcus Freund eine philosophische Note verliehen, wobei er nicht vergass, auch die ökonomischen und ökologischen Aspekte aufzuzeigen. Auf diesen basiert die Verleihung der Auszeichnung mit den Kennwerten von 460 m3 verbautem Massivholz und Holzprodukten bei einem Gewicht von rund 160 Tonnen, oder in Bildern gesprochen, einem kleinen Wald von 1000 Bäumen.
Ein zünftiges Nachtessen mit Musik von einem Örgelitrio umrahmte den festlichen Anlass und führte an den vielen Tischen das Erzählen von Geschichten rund ums Holz bis in die frühen Morgenstunden weiter. Mit der Freude an den gelungenen und stimmigen Räumen bleibt zu wünschen, dass zahlreiche Nachahmer zur weiteren Nutzung von Schweizer Holz beitragen.